Stadtuhus in Haselünne ohne Zukunft?

Haselünne: Stadtuhus leben gefährlich, dass zeigt sich aktuell in Haselünne. Es ist insbesondere der Nachwuchs, der auf seinen ersten Ausflügen vielen Gefahren trotzen muss. Verhindert eine enge Häuserschlucht das Auffliegen, reißt der Kontakt zu den Eltern ab, und das geht nur wenige Tage gut.
Die Junguhus benötigen viel Nahrung und sind dann schnell geschwächt. Zwei der drei Jungvögel gelangten so in die Wildtier-Auffangstation des Tierparks Nordhorn. Die Zootierärztin, Dr. Heike Weber, sah völlig abgemagerte Vögel. Nach mehrwöchiger intensiver Pflege konnte eines der Tiere problemlos wieder in seine Haselünner Familie integriert werden. Doch die Euphorie wurde wenige Wochen später durch das Auffinden eines toten Jungvogels getrübt. Ob es sich hier um den Pflegling der Auffangstation oder seinen Geschwister handelt ist unklar. Eulenexperte Dr. Andreas Schüring, Wieste, sieht ursächlich Nahrungsmangel, wobei auch die fehlende Kompetenz der Eltern zu einer Unterernährung führen könnte. Schüring konsultierte daraufhin die Niederländische Uhufachgruppe „Oehoewerkgroep-Nederland“, die seine Ansicht teilte. Nach langer Diskussion sahen alle Beteiligten die Überlebenschancen des sich noch in der Obhut des Nordhorner Tierparks befindlichen Uhus in Haselünne als kritisch an. Hans Hasper, Oehoewerkgroep-Nederlande, wusste Rat. Aufgrund jahrelanger Erfahrungen sah er die Adoption durch ein anderes Uhupaar als erfolgversprechend. So wurde der Haselünner Junguhu in einen Steinbruch im Osnabrücker Land gebracht. Heike Weber: „In unserer Auffangstation konnte der Uhu seine Jagdtechnik erlernen.“ Auf lebende Kleinsäuger trainiert, sei er so notfalls auch schon in der Lage, ohne seine Adoptivfamilie auf eigenen Beinen zu stehen. In der Regel werde der Nachwuchs in diesem Alter aber noch gefüttert. Sobald Junguhus Bettelrufe aussenden, kommen die Elterntiere – oder eben auch die Adoptiveltern – und bringen Nahrung heran.
Der wieder ausgewilderte Haselünner Junguhu wurde vor seiner Freilassung beringt und steht nun unter engmaschiger Beobachtung der Niederländischen Uhugruppe. Andreas Schüring kommentierte die Aktion als vorbildliches Beispiel eines modernen, länderübergreifenden Wildtiermanagements. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Uhus in Haselünne eine Zukunft haben.
Der Uhu verließ sofort die Freilassungsstelle, wo die Experten noch Futter bereitgelegt hatten und startete problemlos einen Rundflug durch den Steinbruch.