– Gründerin der Afrikanischen Drill-Stationen besucht Tierpark Nordhorn –

15 Jahre lang besteht der Verein „Rettet den Drill“ e.V. jetzt schon. „Und so ist es uns, als
Gründungsstätte und Gründungsmitglied dieses Vereines eine Freude, heute die
Jubiläumsveranstaltung hier im Tierpark Nordhorn ausrichten zu dürfen“. Mit diesen
Worten begrüßte die kaufmännische Leiterin des Tierparks Karin Schleper die knapp 30
angereisten Drill-Mitglieder.
Der Tierpark Nordhorn ist vor allem bekannt für seine regionale Arten- und
Naturschutzarbeit, aber auch internationale Projekte, wie das Drillprojekt werden seit
15 Jahren aktiv unterstützt – und das sowohl finanziell als auch personell.
Während am Vormittag die interne Versammlung mit Kassenbericht, Vorstandswahlen
etc. abgehalten wurde, konnten am Nachmittag auch Zoobesucher den öffentlichen
Vorträgen lauschen.
Sehr kurzfristig hatte sich noch ein Überraschungsgast angemeldet: Liza Gadsby, die
Gründerin der Drill-Stationen in Afrika, war angereist. „ Das ist eine unglaubliche Ehre
für uns und wir haben das Vortragsprogramm daraufhin kurzerhand umgestaltet“, so
Kathrin Paulsen, 1. Vorsitzende von „Rettet den Drill“.
So gab es neben Vorträgen zum Verein und zur Biologie der Drills die Vorstellung einer
genetischen Untersuchungsstudie, die eines Veterinärpraktikums in Nigeria sowie einen
Bericht über die pädagogisch-ökologische Arbeit einer Deutschen Schülergruppe in
Kamerun. Vor allem aber gab es eine längere persönliche Darstellung von Liza Gadsby
über ihre Drillarbeit und darüber, wie alles begann.
Ursprünglich waren Sie und ihr Partner Peter Jenkins in der 1980er Jahren aus den USA
nach Afrika gereist, um mit wilden Schimpansen zu arbeiten. Als sie jedoch auf einem
Markt im Süden Nigerias ein Drilljungtier, das als Haustier verkauft werden sollte,
sahen, änderte sich ihr Schwerpunkt. Sie erkannten, dass diese, auf den ersten Blick
vielleicht eher unscheinbarere Affenart, dringender Hilfe bedurfte. Sie konnten den
Händler überzeugen, ihnen die kleine Drilldame zu überlassen und gründeten 1991 in
Calabar (Nigeria) die erste Schutzstation für Drills. Es folgte eine weitere in Kamerun
(Limbe Wildlife Center) sowie 1996 die Drill-Ranch in den Afi Mountains (Nigeria).
In der Afi Mountain Drill Ranch leben Zuchtgruppen von 20 bis teilweise knapp 200
Tieren in mehrere Hektar großen, eingezäunten Regenwaldgebieten. Viele kamen als
verwaiste, schwer traumatisierte Jungtiere hierher, andere schwer verletzt oder von den
Behörden konfisziert.
Denn nach wie vor werden Drills illegal für den – vor allem internationalen – Bushmeat
Konsum gejagt und überlebende Jungtiere illegal als Haustiere gehalten. Zudem
schwinden durch Abholzung, Brandrodung und Straßenbau die Lebensräume der Drills.
Langfristiges Ziel ist natürlich die Wiederauswilderung der Tiere in geschützte
Regenwaldgebiete. Wildlebende Drills kommen nur noch in sehr kleinen, stark
fragmentierten Gebieten Nigerias, Kameruns und der Insel Bioko vor. Ihr Bestand wird
auf ca. 3.000 Tiere geschätzt, weshalb sie auch zu den stark bedrohten Affen Afrikas
zählen.
Zum Vergleich: Rund 700 Drills leben heute in den Schutzstationen, das sind knapp 25%
der weltweiten Gesamtpopulation!
„Daher ist es wichtig, den Drill auch in Europa bekannt zu machen. Denn nur so können
wir Spendengelder für die Schutzstationen vor Ort in Afrika generieren“, so Dr. Heike
Weber, Kassenwartin des Vereins „Rettet den Drill“ sowie Kuratorin und Zootierärztin
des Tierparks Nordhorn. „Natürlich hat mich die Organisation dieser
Jahreshauptversammlung hier bei uns und auch die sonstige Arbeit im Verein viel Zeit
gekostet. Aber gerade die Gespräche mit Liza Gadsby, der Frau, die ihr ganzes Leben
dem Schutz der Drills gewidmet hat, waren unglaublich interessant, beeindruckend und
emotional. Dieses Treffen mit der „Jane Goodall der Drills“ möchte ich nicht missen“,
resümiert Weber. Und der Verein mit seinen mittlerweile über 120 Mitgliedern hat auch
wirklich schon viel bewegt. Liza Gadsby betonte immer wieder, dass ohne das Geld und
die Hilfe aus Deutschland so manches Katastrophenjahr auch das Ende der
Schutzstationen in Nigeria bedeutet hätte können.
Rettet den Drill e.V.
Rettet den Drill e.V. ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Schutz der
Drills in Nigeria und Kamerun einsetzt. Über 95% (2018: sogar 98%) der gesammelten
Spendengelder gehen direkt an die Schutzprojekte der Pandrillus-Organisation in
Calabar und Afi Mountain (Nigeria) sowie an das Limbe Wildlife Center in Kamerun.
Der Verein macht weltweit auf die Bedrohung dieser seltenen Affen aufmerksam und
unterstützt Drillhaltende Zoos sowie das Europäische Zuchtprogramm (EEP) für Drills.
Mehr unter: www.rettet-den-drill.de
Drill (Mandrillus leucophaeus)
Drills gehören zu den Pavianartigen. Sie leben im Regenwald und durchstreifen diesen
in großen Trupps bestehend aus mehreren ausgewachsenen geschlechtsreifen
Männchen, vielen Weibchen, einigen halbstarken Männchen und Weibchen sowie den
ganzen Jungtieren. Ihre Nahrung besteht aus Früchten, Blättern, Nüssen, Wurzeln aber
auch aus kleinen wirbellosen Tieren. Männliche Drills besitzen eine rot gefärbte
Unterlippe, können bis zu 35 kg schwer werden und sind im Genitalbereich auffällig
bunt gefärbt. Weibliche Tiere sind deutlich kleiner und bringen nach ca. 6 Monaten
Tragzeit in der Regel nur 1 Jungtier zur Welt. Nachts schlafen Drills hoch oben in den
Bäumen. Sie bauen sich aber keine Schlafnester wie beispielsweise Schimpansen,
sondern „hängen“ sich einfach in Astgabeln.