Junge Leoparden feiern Geburtstag im Tierpark Nordhorn Weltweit erste Nachzuchten mittels künstlicher Besamung feiern Geburtstag Heute (3. August) vor genau einen Jahr erblickten die beiden jungen Nordpersischen Leoparden „Emil“ und „Elin“ im Tierpark Nordhorn das Licht der Welt. Die Geburt der beiden Tiere ist ein riesiger Erfolg für den Artenschutz. Die beiden sind die ersten Nordpersischen Leoparden weltweit, die nach jahrelanger Forschungsarbeit im Nordhorner Zoo mittels künstlicher Besamung das Licht der Welt erblickten. Zum Geburtstag spendierte der Tierpark den beiden und natürlich den beiden Elterntieren „Sharjah“ und Kater „Mahin“ nun eine dicke Geburtstagsüberraschung. Wie es sich für einen Geburtstag gehört haben die Tierpfleger mit viel Liebe eine Torte gebastelt.

Bestückt mit vielen fleischigen Leckereien, die die Leoparden am liebsten fressen, wird die Torte am Geburtstag an die Tiere übergeben. Die Nordpersischen Leoparden sind die einzig noch lebenden Großkatzen in Europa. Nur noch rund 1000 Tiere werden in freier Wildbahn vermutet. Dabei sind diese faszinierenden Tiere in ihrer angestammten Heimat wie dem Iran oder dem Kaukasus in ihrem Bestand stark gefährdet und werden immer weiter zurückgedrängt. Vor allem stehen die Tiere als Nahrungskonkurrenten und als Schädlinge für das Nutzvieh unter Druck. Die wachsende Bevölkerung in der Region lässt zudem die noch verbliebenen Lebensräume kleiner werden und die einzelnen Siedlungsgebiete der Leoparden werden voneinander isoliert.

Dies hat zur Folge, dass sich die Katzen in der ohnehin sehr kurzen Paarungszeit weniger treffen und für Nachwuchs sorgen können. Zudem steigen in immer kleineren isolierten Populationen die Fälle von Inzucht. „Ohne den Schutz durch den Menschen wird es die letzte Großkatzenart Europas schwer haben zu überleben!“ so Tierparkchef Dr. Nils Kramer Aus diesem Grund bemühen sich die Zoos in Europa seit vielen Jahren um den sogenannten „ex-situ-Artenschutz“, also die Erhaltungszucht dieser Tiere. Im Rahmen eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird die Zucht dieser Tiere zwischen den Zoos koordiniert um eine möglichst gesunde Population in Menschenhand zu erhalten und für potentielle Wiederansiedlungsprojekte Tiere bereitstellen zu können. Ein Zuchtbuchkoordinator wacht über das Zuchtbuch und stellt sicher, dass es eine möglichst breite genetische Vielfalt und wenig Inzucht innerhalb der Population gibt. „Viele andere Arten wie zum Beispiel der Wisent haben nur durch das Engagement der Zoos und eine koordinierte Zucht überlebt. Sie waren in freier Wildbahn bereits ausgerottet!“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Wir engagieren uns deshalb für die letzte noch lebende Großkatze in Europa und wollen dieser Tierart auf Dauer eine Chance geben!“ Mehrere Jahre hat der Tierpark Nordhorn mit seinen Forschungspartnern wie dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und den Reproduktionsexperten von Geolifes an einer Strategie für eine künstliche Besamung bei den Nordpersischen Leoparden geforscht.

Die Zucht dieser Tiere ist insofern schwierig, da die Tiere an sich Einzelgänger sind und sich außerhalb der Paarungszeit kaum vertragen, im Gegenteil gegen sie recht rabiat miteinander um. Nur an den wenigen Tagen der Paarungsbereitschaft des Weibchens duldet sie überhaupt ein Männchen in ihrer Nähe. Um aber überhaupt eine breite genetische Vielfalt erreichen zu können, dürfen sich natürlich nicht immer die gleichen Tiere paaren. Ein Tausch der Tiere zwischen den Zoos ist also zwingend notwendig. Da es sich um Wildtiere handelt ist ein solcher Tausch immer auch mit sehr viel Aufwand für alle Beteiligten, insbesondere für die Tiere verbunden. „Und es ist keineswegs sicher, dass sich die beiden Partner auch auf Anhieb mögen!“ so Zootierärztin Dr. Heike Weber. „Nicht immer klappt die Partnerwahl reibungslos.“ Ziel des Nordhorner Zoos war es deshalb, die gesamte Zucht dieser Tiere zu vereinfachen und ein Verfahren für die künstliche Besamung zu entwickeln.

In diesem Fall könnten die Tiere vor Ort bleiben, nur das Sperma müsste sich auf die Reise machen. Technisch stellt dieser letzte Schritt fast kein Problem mehr da, denn hierzu liegen viele Erfahrungen von anderen Tierarten, insbesondere den Nutztieren vor. Die Schwierigkeit liegt in der künstlichen Besamung als solches, die bei diesen Großkatzen eine echte Herausforderung darstellte. Nach verschiedenen Forschungsansätzen und dank der guten Zusammenarbeit der verschiedenen Forschungspartner klappte es im letzten Jahr dann weltweit zum ersten Mal, dass lebende Jungtiere der Nordpersischen Leoparden dank künstlicher Besamung im Tierpark Nordhorn auf die Welt kamen. Die jetzt ein Jahr alten Jungtiere vertragen sich noch ausgezeichnet untereinander und mit der Mutter.

Allerdings steht der Tierpark Nordhorn in engem Kontakt mit dem Zuchtbuch um geeignete Zoos für die zukünftige Unterbringung zu finden. „Wir hoffen, dass die Tiere noch einige Zeit bei uns bleiben können!“ so Dr. Heike Weber. „Aber die Arterhaltung steht an erster Stelle. Wenn in einem Zoo ein geeigneter Platz und Partner vorhanden ist, werden die Tiere eine neue Heimat bekommen.“ Am heutigen Montag ist die Freude über die beiden Jungtiere und den Welterfolg hingegen erstmal riesengroß und wird gefeiert. „Ein riesiger Erfolg! Wer die beiden Jungtiere jetzt herumtollen sieht weiß, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben!“ so Dr. Nils Kramer. „Wir werden uns auch in Zukunft für diese Art einsetzen!“ Aus diesem Grund hat der Tierpark mit Unterstützung des Fördervereins bereits eine „Leopardenkampagne“ gestartet und sammelt Geld für ein neues Leopardengehege, welches in Zukunft im Tierpark entstehen soll.