Verband stellt erstmals Überblick zu Forschungsleistungen vor – Nordhorn trotz fehlender Hochschule aktiv beteiligt

Es sind mehr als 1.000 Beiträge zum besseren Verständnis von Wildtieren: Der Verband der Zoologischen Gärten hat erstmals eine Erhebung über die Forschungsleistungen seiner Mitglieder vorgelegt. In der Broschüre „Forschungsort Zoo“ finden sich neben Informationen über die Beiträge auch zahlreiche Beispiele zur praktischen Anwendbarkeit. „Durch die Studien an unseren Zootieren kann Forschung gelingen, die ansonsten unmöglich wäre“, sagt Dr. Julia Kögler, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes. „Letztlich haben alle Beteiligten in unseren gemeinsamen Artenschutzbemühungen bessere Chancen, die bedrohte Biodiversität zu erhalten, weil die Zoos seit vielen Jahren relevante wissenschaftliche Daten sammeln.“ Und diese Erkenntnisse können dazu beitragen, Schutzmaßnahmen für Tierarten in menschlicher Obhut und in der Wildnis gezielter zu planen und umzusetzen.

Im Zeitraum von 2008 bis 2018 waren die Mitglieder des Verbandes der
Zoologischen Gärten (VdZ) an insgesamt 1.058 wissenschaftlichen Publikationen beteiligt. Diese erfolgten in 284 unterschiedlichen Wissenschaftsjournalen und wurden anschließend 8.991 Mal zitiert. Dabei erstreckten sich die Forschungsprojekte über alle Tiergruppen und eine Vielzahl von Fachgebieten. So konnte unter anderem ein wichtiger Beitrag zur stressfreien Entnahme von Blutproben bei Wildtieren geleistet werden. Ein umfangreiches Forschungsprojekt untersuchte, welche blutsaugenden Wanzenarten sich dafür eignen. Des Weiteren konnte vor dem Hintergrund der Bedrohung wildlebender Königspinguine durch die steigende Erderwärmung mittels einer groß angelegten Studie in 12 europäischen und amerikanischen Zoos nachgewiesen werden, dass die Anzahl gelegter Eier pro Tier steigt, je mehr der Vögel pro Quadratmeter zusammenleben.

„Die wertvollen Tierbestände und Datenbanken der Zoos sind von großer Bedeutung für den wissenschaftlichen Kenntnisstand“, sagt Kögler. „Man muss sich nur vor Augen führen, dass von den schätzungsweise 10 bis 15 Millionen Pflanzen- und Tierarten auf diesem Planeten nicht einmal die rund 100.000 Spezies umfassend erforscht sind, die von der Weltnaturschutzunion IUCN hinsichtlich ihres Bedrohungsstatus‘ überwacht werden. Unsere Mitglieder sind unverzichtbar, wenn es darum geht, bestehende Wissenslücken über Tierarten zu schließen.“ Nordhorn ist kein Hochschulstandort hat sich aber dennoch ein breites Netzwerk an Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen aufgebaut. Regelmäßig gibt es Forschungsprojekte mit den Hochschulen in Münster, Osnabrück, Oldenburg sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover oder dem Institut für Wildtierforschung aus Berlin. Ein Großteil der Forschungsarbeit wird im Tierpark Nordhorn tatsächlich in Zusammenarbeit mit den niederländischen Hochschulen geleistet. Studenten aus Enschede, Leeuwaarden, Deventer, Windesheim und anderen Standorten führen im Zoo ihre Studien durch.

Größter Forschungserfolg der jüngeren Tierparkgeschichte ist sicherlich die Geburt der weltweit erstmals durch künstliche Besamung erfolgreich gezeugten Nordpersischen Leoparden. Mehrere Jahre haben der Tierpark und seine Partner sich mit der Frage der künstlichen Besamung beschäftigt. 2014 war es endlich soweit und es wurden zwei junge gesunde Leopardenwelpen im Tierpark Nordhorn geboren. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden andere Begleitstudien durchgeführt. Zum Beispiel auch Verdauungsversuche bei den Leoparden, um Rückschlüsse auf deren Lebensweise und die benötigte Beutemenge im Freiland abzuleiten.

Ein weiteres großes Forschungsfeld im Tierpark ist der Bereich des regionalen Natur- und Artenschutzes. Hier sind Studien im Hutewald in Bentheim oder jüngst Auswirkungen der Beweidung in dem Wacholderhain Bardel erfolgt bzw. laufen aktuell weiter. Zoos sind aber auch ein Forschungsfeld für zahlreiche weitere Themen. In Nordhorn werden zusätzlich viele wissenschaftliche Studien in nicht klassischen tiergartenbiologischen Themen erstellt wie beispielsweise im Bereich der Kundenforschung, Tourismus, Betriebswirtschaft sowie Bildung und Pädagogik.