November 2022 – Nachwuchs statt Winterschlaf – verkehrte Welt im Nachttierhaus

Mitte August dieses Jahres zogen insgesamt 18 Gartenschläfer in das neue kleine Nachttierhaus im Familienzoo in der Grafschaft Bentheim ein. Nur 5 weitere Zoos in Deutschland zeigen die einheimische Tierart, die im Freiland in vielen Gegenden Europas selten, zum Teil sogar regional ausgestorben ist. In den letzten Wochen haben die zu den Bilchen zählenden Nagetiere ordentlich gefuttert, um bis zu einem Drittel Körpergewicht zuzunehmen, denn ihr Name ist eigentlich Programm:
Gartenschläfer sind ausgedehnte Winterschläfer. Laut Literatur dauert dieser, mit wenigen Unterbrechungen, in Mittel- und Nordeuropa von Oktober bis April an, während die Populationen in Südeuropa mit nur ein bis zwei Monaten auskommen. Nun hat das in diesem Jahr eher südeuropäische Klima mit einem viel zu milden Oktober offenbar nicht nur dafür gesorgt, dass die Nordhorner Gartenschläfer im November noch putzmunter sind.

Am 2. November entdeckte Zoodirektor Dr. Nils Kramer bei einem Besuch des Nachttierhauses in den Futterschüsseln tatsächlich
mindestens fünf possierliche Gartenschläfer-Jungtiere! Ein Blick in die Literatur lässt einen auch in diesem Punkt den Kopf schütteln, da die Fortpflanzung bei Familie Gartenschläfer normalerweise überwiegend von Mai bis Juli stattfindet. Nach einer Tragzeit von nur etwa 3 Wochen kommen in dem Zeitraum die Mini-Gartenschläfer nackt und blind zur Welt und sind nach einer Turboentwicklung mit etwa 40 Tagen selbständig. Die Nordhorner Gartenschläfergruppe kennt sich erst seit Mitte August, denn Weibchen und Männchen kamen von verschiedenen Haltern. Aufgrund der momentan noch milden Temperaturen  gibt es im Nordhorner Tierpark statt schlafenden Gartenschläfern nun den ersten Nachwuchs im Nachttierhaus zu bestaunen. Der unerwartete Nachwuchs zeigt, dass die kleinen Bilche sich im Familienzoo scheinbar sehr wohl fühlen.

 

Fotos: Franz Frieling