Betagte Weißstorchdame verbringt ihren Winter doch wieder in „ihrem“ Zoo
Die Storchendame „Oma“ ist zurück im Tierpark Nordhorn. Rund fünf Wochen war „Oma“, wie der weibliche Storch im Tierpark heißt, in Richtung Süden unterwegs. Sie hatte sich gegen Ende des Sommers den vielen Wildstörchen des Tierparks angeschlossen und war gemeinsam mit ihnen in den Süden aufgebrochen. Hier überwintern diese Zugvögel und kehren erst im Frühjahr wieder in ihre Brutgebiete zurück. Unterwegs auf ihrer Reise hat es sich die Störchin offenbar anders überlegt und ist in den Tierpark zurückgekehrt.
„Oma ist unsere einzige eigene echte Zoostörchin!“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Der Tierpark ist zwar mittlerweile Heimat für viele Storchenpaare geworden, bis auf Oma sind dies aber alles echte Wildstörche!“ Stolze 29 Weißstorchnester konnten in diesem Jahr durch Wilried Jürges, den Weißstorchbeauftragten der Grafschaft Bentheim, in der beeindruckenden Bruteiche und an weiteren Stellen im Tierpark Nordhorn gezählt werden. Aus diesen Nestern schlüpften nach seinen Beobachtungen rund 58 Jungtiere.
Gegen Ende August bis Mitte September schrauben sich die Nordhorner Wildstörche dann hoch in die Luft und treten ihren Vogelzug in den Süden an. Dabei fliegen die Nordhorner Störche vermutlich als sogenannte „Westzieher“ über Spanien und überqueren dann über Gibraltar das Mittelmeer. Hier hat das Mittelmeer seine engste Stelle. Über dem Meer können die Störche die sich über dem Land bildende Thermik nicht nutzen. Dank der Thermik können sich die Störche als gute Segelflieger in mehrere Kilometer Höhe schrauben und dann weite Strecken sehr energiesparend im Segelflug zurücklegen. Den Winter verbringen die Tiere dann südlich der Sahara in Afrika, wo sie ausreichend Nahrung finden. Im Frühling kehren die Störche dann in ihre angestammten Brutgebiete zurück. Der wesentliche Grund, warum Störche in den Süden ziehen, ist das knappe Nahrungsangebot im Winter in ihren Brutgebieten. Wenn Kälte und Schnee herrschen, gibt es hier für sie zu wenig Insekten, Mäuse und ähnliches zu fressen. Zunehmend bleiben auch Störche in Spanien und suchen dort, wenig romantisch, in der Nähe der Menschen vor allem auf Müllkippen nach Nahrung. Hierdurch sparen sie sich den kraftrauben Weiterflug nach Afrika. Mit der Kälte kommen Störche gut klar, dies ist nicht der Grund für die Reise in den Süden, sondern lediglich das mangelnde Futterangebot.
„Oma ist der einzige Storch, den wir im Tierpark füttern, schließlich ist er unser eigener Storch!“ so Kramer. „Alle anderen wilden Störche können gerne im Tierpark brüten, sie müssen sich ihr Futter aber in der freien Natur selbst suchen. Deshalb sieht man rund um Nordhorn auf den Wiesen und Feldern auch immer öfter Störche Nahrung suchen.“ Dank dieser Maßnahme verhindert der Tierpark, dass sich durch eine menschliche Zufütterung eine künstlich hohe Storchenpopulation in der Region bildet. Dies hätte erheblichen negativen Einfluss auf die Populationen von Reptilien, Amphibien und Wiesenvögel, da die Störche im Prinzip alles fressen, was ihnen vor den Schnabel kommt.
Damit die Fütterung auch gezielt erfolgt, füttert der Schaubauer des Nordhorner Familienzoo, Bauer Hinnerk, den Storch „Oma“ aus der Hand. Ein tolles Highlight für die Besucher. Deshalb bleibt „Oma“ für gewöhnlich den Winter über auch im Tierpark. Sie ist Freifliegerin und könnte jederzeit in den Süden mit den anderen Störchen ziehen, hat dies in den letzten Jahren aber nie gemacht. Warum sie diesen Sommer mit den anderen zusammen gestartet ist, bleibt ein Rätsel. Nun ist sie jedenfalls nach kurzer Abstinenz wieder auf dem Vechtehof im Tierpark Nordhorn angekommen und wird wie in den Vorjahren den Winter hier verbringen. Bauer Hinnerk freut sich jedenfalls: „Wir haben Oma schon etwas vermisst. Auf den Vechtehof gehört einfach ein Storch.“ Warum die Störchin nach kurzer Zeit umgekehrt ist, bleibt ebenfalls ein Rätsel. „Oma hat wohl auf dem Weg in den Süden gemerkt, dass es hier im Tierpark viel schöner ist!“