Seehundbulle Arjen in Bramsche bei Osnabrück am Auge operiert

Gleich zweimal innerhalb weniger Wochen wurde im Tiergesundheitszentrum Grußendorf in Bramsche bei Osnabrück ein seltener Patient behandelt: Der dreijährige Seehundbulle Arjen aus dem Tierpark Nordhorn.

Beim ersten Besuch wurde er unter anderem wegen Fressunlust und dem Verdacht auf einen möglichen Fremdkörper im Magen in der Klinik genauestens unter die Lupe genommen. Tatsächlich sah man auf den Röntgenbildern kleine Steinchen am Magenausgang, die Dr. Stefan Lange mit Hilfe eines Endoskopes herausholte. Solche Steinchen oder auch andere Fremdkörper werden meist von unwissenden Besuchern ins Seehundbecken geworfen. Die Tiere sind neugierig und nehmen die Gegenstände spielerisch auf. Das kann unter Umständen zu schweren Verdauungsproblemen bis hin zum Tod führen. In diesem Fall waren die Steinchen sehr klein und somit unproblematisch für den jungen Seehund. Ihm machte die Lungenentzündung offensichtlich mehr zu schaffen, die nach der Diagnose schnell erfolgreich behandelt werden konnte.

Zurück im Tierpark Nordhorn zog sich der sehr agile junge Kerl leider eine Verletzung an der Hornhaut seines Auges zu. Die sofort von der Zootierärztin Dr. Heike Weber und dem Kleintierkollegen Dr. Gerd Dirksen eingeleitete Behandlung führte zu einer leichten Verbesserung. Leider kam es dennoch nach einigen Wochen zu keiner zufriedenstellenden Besserung, woraufhin „Arjen“ erneut ins Tiergesundheitszentrum gebracht wurde. Die extremen zerstörerischen Entzündungsprozesse im Augeninneren ließen leider keine andere Möglichkeit zu als das gesamte Seehundauge zu entfernen. Ein Seehundauge ist deutlich größer als die Augen der in der Klink häufig behandelten Hundepatienten, aber Dr. Carsten Grußendorf gelang die Operation von Arjen ohne größere Komplikationen.

Medizinische Eingriffe bei Seehunden sind aufgrund ihrer artspezifischen Eigenarten wie dem ans Wasser angepassten Leben immer etwas aufwendiger und langwieriger, als bei anderen Tieren.

Mittlerweile schwimmt er jedoch wieder munter mit den anderen Seehunden des Nordhorner Tierparks umher und ist der Star bei den Informationsfütterungen. Auch mit einem Auge kann der junge Bulle problemlos beim Tiertraining mitarbeiten, denn für Seehunde ist der Tastsinn weit wichtiger ist als der Sehsinn. Sie orientieren sich hauptsächlich über die Schwingungen, die sie mit ihren Barthaaren (Vibrissen) wahrnehmen. So können Seehunde beispielsweise auch im trüben Nordseewasser Fische finden, verfolgen und fangen, ohne sie zu sehen.

Der Tierpark Nordhorn möchte sich auf diesem Wege herzlich für die schnelle und unkomplizierte Hilfe beim Team des Tiergesundheitszentrums bedanken, ganz besonders bei den Chirurgen Dr. Carsten Grußendorf und Dr. Stefan Lange sowie der Augenspezialistin Dr. Uta Schmidt.