Was machen Fledermäuse eigentlich im Winter?

Von Dr. Heike Weber.

Februar 2022 – Eigentlich sollte man im Winter keine Fledermäuse sehen, denn diese kleinen Tiere die fliegen können, aber keine Vögel, sondern Säugetiere sind, verstecken sich normalerweise während der kalten Jahreszeit. Je nach Fledermausart hängen sie auf Dachböden, in Kellern oder Steinhöhlen an der Decke. Andere Arten verkriechen sich in Holzstapeln, Mauerlücken, unter Dachpfannen oder in Baumhöhlen. Manche nehmen auch extra von Menschen gebaute Fledermauskästen an und verbringen dort gut geschützt den Winter. Was tun sie da? Nun ja, sie schlafen könnte man sagen. Allerdings schlafen sie extrem tief. Ihr Herzschlag und ihre Atmung werden ganz langsam. Die Körpertemperatur, die normalerweise wie bei fast allen Säugetieren zwischen 37 und 39 Grad liegt, sinkt bis auf knapp über Null Grad ab. In dieser Zeit fressen und trinken die Fledermäuse nichts. Ihr Körper lebt allein von den Fettreserven, die sie sich im Herbst angefressen haben. Sie bewegen sich nicht und sind einfach nur starr und kalt. Man könnte fast denken sie seien tot! Sind sie aber nicht. Diesen Zustand nennt man Kältestarre oder Topor. Er ist überlebenswichtig für die kleinen Insektenfresser. Insekten? Ja genau, Fledermäuse fressen hauptsächlich Nachtfalter, Mücken, Spinnentiere, Käfer, Würmer und andere kleine Insekten, die im Sommer in Mengen durch die Gegend fliegen oder krabbeln. Im Winter sind die Insekten wegen der kalten Temperaturen aber nicht aktiv. Manche Insekten überleben den Winter sogar nur als Ei oder tief eingebuddelt in der Erde. Und somit können auch die Insektenfresser wie die Fledermäuse im Winter nicht aktiv sein, weil sie nichts zu fressen finden würden. Logisch oder? Findet man also im Winter eine umherflatternde, wache Fledermaus, stimmt mit ihr etwas nicht. Manchmal sind diese Tiere krank, haben zu wenig Fettreserven und werden deshalb wach. Meist jedoch werden sie versehentlich geweckt, weil zum Beispiel auf Dachböden oder in Kellern plötzlich gebaut wird, es laut und unruhig wird oder gar Heizungen angestellt werden. So ist es auch der Langohrfledermaus ergangen, die gerade in der Auffangstation des Nordhorner Tierparks überwintert. Sie hatte sich in einem kühlen Wintergarten versteckt, aber irgendwann drehten die Besitzer die Heizung an – nicht wissend, dass sie damit eine Fledermaus aufwecken. Wärme ist nämlich für Fledermäuse ein Zeichen, dass es Frühling wird und sie aufwachen müssen. Es war aber gerade erst Januar und die wache Fledermaus fand kein Futter, keine Insekten. Zum Glück fanden die Besitzer die Fledermaus und riefen in der Auffangstation an. Das Braune Langohr war schon so abgemagert, dass es von den Tierpflegern erstmal aufgepäppelt werden musste. Nun verbringt die Fledermaus die letzten Wintermonate in der Auffangstation, bevor sie im Frühling wieder am Fundort, wo sie sich auskennt, freigelassen werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich für den nächsten Winter dann einen wirklich kühlen Schlafplatz als Winterquartier aussucht.

 

Fotos (Franz Frieling): Braune Langohren sind mittelgroße einheimische Fledermäuse. Sie werden 42-53 Millimeter lang und wiegen ungefähr 5-11g.